Page 72 - Arzt im Dienst
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ARZT IM DIENST
Wie ein Flüchtender war ich, ohne zu wissen wohin.
Ich hörte, LANGENSCHEIDTs MUTTER starb auch - kurz
nach ihm.
Was hat sich sonst verändert und verdreht?
Wie es allen wohl geht?
Um ROSE in meinem Arm zu halten,
bet ich, ich könnt die Zeit anhalten.
Tat ich doch Schwur sie zu beschützen,
und jede Sekunde des Glücks zu nützen.
Als ich damals ging, wars wohl bedacht,
eine Praxis für unseren Unterhalt, ach!
Die Feinde der Bunten waren sehr versiert,
ihr Kriegsspiel war unbarmherzig, sie sind trainiert.
Das Schlimme an der Sache ist,
dass man der Feinde Wunde nicht kennt,
und den Bazillus, der mich frisst,
das Schicksal meiner Zukunft nennt.
Warum bin ich Arzt geworden,
hab ausgeholfen bei Unfall und Morden,
hab gelernt der Menschen Seelen kennen,
und Pathologien beim Namen zu nennen?
Alles weiß ich und noch mehr,
kanns anwenden, als Doktor mit Praxis und Ehr,
kann heilen, wo andere keine Hoffnung sehen,
und darf auch das krankste Karzinom verstehen.
Heute will ich mein Herz berühren,
das Nadeln stechen seit jener Nacht,
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